Niedermünsterkirche

Die Grablege der Ottonen in Regensburg

 

Wenngleich Niedermünster erst 889/891 urkundlich genannt wird, so lässt sich die Geschichte der Kirche und der Stiftsgebäude an der Niedermünstergasse östlich des Doms bis in die Frühzeit von Regensburg zurückverfolgen.

Der Kirche gingen römische Militärgebäude des 3. und 4. Jahrhunderts voraus. Um 700 entstand auf dem damals brach liegenden Gelände eine erste steinerne Saalkirche, bislang das früheste Zeugnis für eine Bautätigkeit der Agilolfinger dieser Zeit in Regensburg.
Möglicherweise war das spätere Niedermünster die erste Bischofskirche der Stadt.
Hier wurde um 700 Bischof Erhard beigesetzt.
Mit dem im späten 8. Jahrhundert errichteten Nachfolgerbau erscheint erstmals eine Stiftskirche. Als Gründer des Stifts ist wohl Herzog Tassilo III. anzusehen. Ob es sich zunächst um ein Kanoniker- oder Kanonissenstift handelte, ist unbekannt, doch zählt es zu den ältesten geistlichen Gemeinschaften Bayerns. In Regensburg geht ihm zeitlich nur St. Emmeram voraus. In einer Tauschurkunde von 889/891 erscheint mit Hiltigard die erste namentlich bekannte Stiftsdame des "inferioris monasterii", des "unteren Klosters" oder Niedermünster.
Die Geschichte des dritten Kirchenbaus an dieser Stelle umreißt zugleich die Zeit der größten Blüte von Niedermünster, das sich nun zu einem der bedeutendsten Damenstifte Deutschlands entwickelte. Um 950 ließ Herzog Heinrich I. eine Pfeilerbasilika errichten, die fast schon die Dimensionen des heutigen Kirchenbaus erreichte. Das Herzogspaar stattete das Stift mit reichem Besitz aus und erwählte die Kirche zur Grablege. Die Herzoginwitwe Judith nahm 973/74 den Schleier und fand 987 ihre letzte Ruhestätte neben ihrem Gemahl vor den Stufen des Hochaltars. Sie gilt als die eigentliche Stifterin.

Ein letzter Höhepunkt der Geschichte des Stifts im hohen Mittelalter war die offizielle  Heiligsprechung Bischof Erhards 1052 durch Papst Leo IX. in Anwesenheit Kaiser Heinrichs III. zugleich mit der Kanonisation Bischof Wolfgangs in St. Emmeram.
Die Entwicklung verlief nun für ein Dreivierteljahrtausend in den ruhigen und beschaulichen Bahnen eines unter königlichem Schutz stehenden wohlhabenden und vom Regensburger Bischof unabhängigen Damenstifts.

Die adligen Äbtissinnen von Niedermünster waren als Fürstinnen zur Teilnahme an den Reichsversammlungen berechtigt. Tatkräftig sorgten sie im 17. und 18. Jahrhundert für den Neubau der Klostergebäude. Die Kirche wurde hingegen nur in bescheidenem Umfang modernisiert, der weit hinter dem zurückblieb, was sich andere Klöster und Stifte in
dieser Zeit leisteten.
Im Zuge der Säkularisation wurde das Stift 1803 aufgelöst. Als Säkularisationsgut kamen 1810 die hervorragendsten Kunstwerke nach München. Die ehemalige Stiftskirche trat 1821 in die Nachfolge von St. Ulrich als Dompfarrkirche. Die früheren Stiftsgebäude dienen seitdem als Sitz der Bischofsresidenz und des Bischöflichen Ordinariats.


( Peter Morsbach )